Seit mehr als fünf Jahren bemüht sich das Goethe-Gymnasium in Wilmersdorf darum, an Kästners ehemaligem Wohnhaus in der Roscherstraße 16 für den Dichter u. a. des „Fabian“ und des „Fliegenden Klassenzimmers“ eine Gedenktafel anbringen zu lassen. Denn das ist der Ort, an dem Kästner die meiste Zeit in Berlin gelebt hat, bis die Gebäude durch die Bombardierung im Februar 1944 völlig zerstört wurden (vgl. „Goethe-Gymnasium ehrt Erich Kästner“ oder „Auf den Spuren von Erich Kästner„).
Wir freuen uns, dass unsere Arbeit nun Früchte trägt: Die BVV Charlottenburg-Wilmersdorf hat der Anbringung einer Tafel zugestimmt und nach wie vor wird unser Anliegen von der Unternehmensgruppe Fine+, die den Wohnkomplex renoviert und den Hofbereich neu bebaut und gestaltet, freundlich unterstützt. Mittlerweile machen die Renovierungsarbeiten am Vorderhaus in der Roscherstraße große Fortschritte, so dass wir hoffentlich im Sommer dieses Jahres unser Vorhaben gemeinsam mit dem Bezirk bzw. der Bezirksbürgermeisterin umsetzen können.
Wie wichtig es gerade in diesen Zeiten ist, an Kästner zu erinnern, zeigt sich einmal mehr an dem folgenden Zitat aus einer Rede, die der Schriftsteller zum 25. Gedenken an die Bücherverbrennung am 10. Mai 1958 vor dem Internationalen PEN hielt:
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Und noch eine Besonderheit zu Erich Kästner: Er war einer der wenigen Autoren, dessen Schriften gleich zweimal verbrannt wurden: einmal von den Nazis 1933 und ein weiteres Mal am 03. Oktober 1965 von Mitgliedern des „Bundes Entschiedener Christen“ auf den Rheinwiesen in Düsseldorf. Neben einem Gedichtband Kästners wurden dort Bücher von Vladimir Nabokov, Günther Grass, Albert Camus und einige Exemplare der Jugendzeitschrift „Bravo“ ins Feuer geworfen. Es ging den jungen Christen und einigen älteren Diakonissinnen darum – wie sie selbst sagten –, sich und ihre Umwelt reinzuhalten.
Nicht nur, dass sich Kästners Geburtstag in diesem Jahr am Tag der Bundestagswahl jährt, sollte uns Mahnung und Ansporn sein, für unsere Demokratie zu kämpfen. Auch seine Grundanständigkeit, sein Mut, seine Selbstachtung und seine Großherzigkeit sind noch heute nicht die schlechteste Orientierung im Umgang mit unseren Zeitgenossen.
Text: Frau Kohlenberg (Schuljahr 2024/25)
Foto: Wikipedia, CC0