Zum Tod von Frau Detmers

Liebe Frau Detmers,

als ich von Ihrem Tod erfahren habe, musste ich meine Erinnerungen erst einmal ordnen. Nicht weil ich mich nicht mehr gut erinnern kann, sondern weil wir gemeinsam so viel erlebt haben.

Erst letzte Woche habe ich „meinen Schülern“ von unserer Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz erzählt. Ich habe erzählt, wie sehr es mich verändert hat, an diesem Ort gewesen zu sein. Auch wenn ich damals schon viel theoretisches Wissen über den Holocaust hatte, hat mich der Besuch der Gedenkstätte verändert. Mein Blick auf die Geschichte und die Verantwortung, die aus dieser Geschichte erwächst, hat sich geschärft. Diesen geschärften Blick und dies Erfahrung habe ich Ihnen zu verdanken. Vielleicht werde ich eines Tages selbst mit meinen Schülern in die Gedenkstätte nach Auschwitz reisen. Weil ich weiß, wie sehr es sie verändert. Und weil ich von Ihnen gelernt habe, wie wichtig diese Arbeit ist. Damit sich diese Geschichte nie wiederholt.

Aber da ist ja noch viel mehr: Unsere Projekte zum Holocaust-Gedenktag, unser Stolpersteinrundgang oder auch die Weihnachtsandachten, die Sie so wunderschön jedes Jahr gestaltet haben, werden mir immer in Erinnerung bleiben. 

Bei all dem Nachdenken wurde mir noch einmal bewusst, wie sehr Sie mich geprägt haben. Wenn ich es schaffe, auch nur halb so inspirierend, aufmerksam und fürsorglich zu sein wie Sie, dann wäre ich schon wirklich gut.

Danke für alles!

Text: Heike Hoffmann, ehemalige Schülerin des Goethe-Gymnasiums (Schuljahr 2020/21)