Land der Burgen und Festungen

Wer glaubt, Griechenland sei das Land der Tempel, der irrt! Man könnte es genauso gut als Land der Burgen und Festungen bezeichnen. Fast jede griechische Akropolis („Hoch-Stadt“) war eine befestigte Anlage und auch die berühmte Athener Akropolis zeugt mit ihren Befestigungsmauern von der ursprünglichen Schutzfunktion eines Burgbergs.

Auf unser Griechenlandfahrt 2017 besuchten wir insgesamt fünf größere und bedeutendere Festungsanlagen:

Die verfallene Festung Paleo Kastro in der Nähe von Pylos bot uns einen umfassenden und weiten Überblick über die traumhafte Ochsenbauchbucht (Voidokiliabucht), welche auch als schönste Bucht der Peloponnes gilt. Ebenfalls zu bestaunen war die Lagune und die Bucht von Navarino. Diese war 1827 der Schauplatz der entscheidenden Wendeschlacht im Unabhängigkeitskrieg der Griechen gegen die Türken. Paleo Kastro wurde im 16. Jahrhundert von den Osmanen erbaut, um die südliche Einfahrt in die Bucht von Navarino kontrollieren zu können. Unter der Festungsanlage liegt die sogenannte bereits zu mykenischer Zeit bewohnte Nestorhöhle, bei der ein Besuch nicht minder lohnend ist, auch wenn der Anstieg bei hohen Temperaturen durchaus anstrengend sein kann.

Eine ebenfalls ehemals sehr bedeutende, aber viel ältere Festungsanlage findet man in Tiryns auf der gleichnamigen Akropolis, die südöstlich von Argos und Mykene liegt und ca. 1600-1050 v. Chr. neben Mykene, Theben und Knossos eines der wichtigsten Zentren der kretisch-mykenischen Kultur darstellte. Beindruckend sind vor allem die Aussicht und die sogenannten Zyklopenmauern, welche aus riesigen einzeln zusammengesetzten Steinblöcken besteht.

 

Noch eindrucksvoller jedoch sind die Zyklopenmauern in der Burg von Mykene, die bereits um 1400 v. Chr. errichtet wurden. Mykene besaß im 13./14. Jahrhundert v. Chr. eine Vormachtstellung im griechischen Raum und auf der Peloponnes. Grund dafür ist die damit einhergehende Kontrolle über den Landweg bis zum Isthmus von Korinth. Mykene ist bekannt für sein Löwentor, das aus der Mitte des 13. Jahrhunderts vor Chr. stammt und zwei sich gegenüberstehende Löwen zeigt.

In der Stadt Nauplia am Argolischen Golf, die erste Hauptstadt Griechenlands nach dem Unabhängigkeitskampf, begaben wir uns auf die Festung Palamidi. Um auf die 216 m hohe Burganlage zu gelangen, die von den Venezianern erbaut wurde, nahmen wir den langen Weg der Treppe, welche aus ca. 900 Stufen besteht.

Unsere letzte größere Festung war der Akrokorinth, eine auf einem 575 m hohen Tafelberg sich befindende Anlage südwestlich von Korinth. Uns bot sich nach dem Besteigen des Berges ein fantastischer Blick über eine fruchtbare Ebene und über den Isthmos von Korinth, welcher die Meerenge zwischen dem Ägäischen Meer und dem Golf von Korinth markiert. Auch Korinth besaß aufgrund dieser strategisch wichtigen Lage mit Sparta und Olympia eine gehobene Stellung im antiken Griechenland und auf der Halbinsel Peloponnes.

Die Festungen sind nicht nur aufgrund ihrer Anlage sehr beeindruckend, sondern vermitteln uns auch gut die wechselvolle Geschichte Griechenlands.

Text: Béla Selzer, LK Griechisch, 2. Sem. (Schuljahr 2016/17)
Fotos: Frau Dr. Weber (Schuljahr 2016/17)