Seit unsere Schulorgel 1904 in der damalige Viktoria-Luisen-Schule vom Hoforgelbaumeister Wilhelm Sauer erbaut wurde, der zur selben Zeit auch die berühmte Orgel des Berliner Doms konstruierte, hat sie eine lange Geschichte hinter sich gebracht.
An vielen historischen Zeitungsartikeln lässt sich nachverfolgen, welche viel gerühmten Konzerte bis 1938 in dieser Aula stattfanden. Schließlich zog sogar das damalige Konservatorium der Hauptstadt in das Gebäude des heutigen Goethe-Gymnasiums. Hier probten zeitweilig die Berliner Philharmoniker und junge Studenten und später namhafte Interpreten. Den zweiten Weltkrieg überstand das Gebäude und die Orgel nahezu unversehrt und so ist heute die Sauer-Orgel des Goethe-Gymnasiums die älteste spielbare Schulorgel Berlins.
Heute hat die Sauer-Orgel allein schon auf Grund ihres über 100jährigen Alters viele technische Mängel und es besteht die Gefahr, dass das Instrument, wie zuletzt zwischen 2004 und 2007 unspielbar wird. Das hängt maßgeblich damit zusammen, dass Reparaturen bisher abhängig von den Mitteln mehr notdürftig als nachhaltig durchgeführt werden konnten und so ein grundlegendes Konzept für eine dauerhafte Instandsetzung ausblieb.
Es ist unser Anliegen, eine werktreue historische Wiederherstellung des Instrumentes in den Urzustand von 1904 mit der erforderlichen Nachhaltigkeit anzustreben. Das bedeutet einerseits eine Instandsetzung der technischen Anlage, der Wiederherstellung der Originaldisposition, der Umstellung und stilgerechten Rekonstruktion der pneumatischen Traktur, sowie vor allem auch der Rekonstruktion des alten Gehäuses mit originalen Prospektpfeifenlängen unter Wiederverwendung des originalen Grundkörpers.
Es ist ein Mammutprojekt, das viel guten Willen, Einsatz, Leidenschaft und Mut erfordern und sicherlich auch mehrere Jahre beanspruchen wird. Ein Weg, an dessen Ende, so hoffen wir, das Instrument nicht nur wieder in seiner alten äußeren wie auch klanglichen Schönheit erstrahlen wird, sondern auch mit Bestand und Nachhaltigkeit kommenden Generationen zur musikalischen Erziehung und Inspiration zur Verfügung bleibt.
In einem längeren Artikel mit dem Titel „Sie pfeift seit 1904“ berichtet der Tagesspiegel am 18.10.2021 über das Orgelprojekt.
Text, Fotos, Video: Herr Dr. Drywa, ehemaliger Schüler (Schuljahr 2020/21)