Dr. Peter Lohe â 26.11.2020
Am 26.11.2020 ist unser ehemaliger Schulleiter, Dr. Peter Lohe, an den Folgen einer Corona-Infektion verstorben.
Die Jahre als Schulleiter
15 Jahre lang, von 1984 bis 1999, stand er unserer Schule mit groĂem persönlichen Engagement, mit Tatkraft und VerantwortungsgefĂŒhl voran. Sein besonderes Wesen beschreibt Professor Dr. Stefan Kipf, der ihn als junger Lehrer am Goethe-Gymnasium erleben durfte, folgendermaĂen:
Peter Lohe darf man zu Recht als Lehrer mit Leib und Seele bezeichnen, als pĂ€dagogischen ĂberzeugungstĂ€ter im besten Sinne, der den altsprachlichen Unterricht stets als lust- und blutvolle Arbeit begriff, durch die er viele SchĂŒlergenerationen fĂŒr die Antike zu begeistern wusste. (âŠ) Er begriff gymnasiale Bildung stets als gleichberechtigtes Miteinander von Geistes- und Naturwissenschaften, in dem die altsprachlichen FĂ€cher einen wichtigen Teil zu einer vielfĂ€ltig gestalteten allgemeinen Menschenbildung beitragen sollten. Skeptisch war er gegenĂŒber ideologischen Stereotypen â so wollte er seine Schule stets als altsprachliches, nicht als humanistisches Gymnasium verstanden wissen, da er in diesem Begriff stets eine implizite Herabsetzung anderer Schulformen sah.
(Auszug aus dem GruĂwort zum 80. Geburtstag Dr. Lohes, in: LGBB 02 / 2014)
Den jungen Lehrer beeindruckte Peter Lohes Art auf Menschen zuzugehen: In jeder Pause war er im Lehrerzimmer prĂ€sent, begrĂŒĂte jeden Kollegen mit Handschlag und strahlte stets eine beeindruckende Gelassenheit aus.
Peter Lohe war ein Schulleiter mit breitem Kreuz, der ohne Furcht vor der Obrigkeit taktisch geschickt und mit einem groĂen KĂ€mpferherz fĂŒr seine Schule arbeitete.
Dr. Lohe war sich stets seiner Verantwortung als Lehrer und Schulleiter sowie der Besonderheiten unserer Schule bewusst. In seiner Abiturrede des Jahres 1994 anlĂ€sslich des ersten Gesamtberliner Abiturs nach der Wende fand er dafĂŒr Worte, die nichts von ihrer AktualitĂ€t eingebĂŒĂt haben:
(…) Doch wir, die wir heute erziehen und bilden, haben damit klare und langfristige Zielvorgaben. An uns wird es sein die kommenden SchĂŒlergenerationen – ebenso wie die heutige – ĂŒber die kleinen mĂŒhsamen Schritte des Alltags zu soliden FĂ€higkeiten und Kenntnissen zu fĂŒhren und WertmaĂstĂ€be und VerantwortungsbewuĂtsein wachzurufen als Grundlage des Handelns und des verstĂ€ndnisvollen, friedlichen Miteinanders.
(Auszug aus der Abiturrede 1994, in: Jahrbuch des Goethe-Gymnasiums 1994)
Deshalb erwĂ€hne ich gelegentlich gern mit verhaltenem Stolz, daĂ in unserem Hause mit seinen 820 SchĂŒlern 108 auslĂ€ndische SchĂŒler aus 26 Nationen lernen. Wir leben bereits in einer kleinen UNO. (…)
Letzlich mĂŒssen wir uns, um flexibel und aufgeschlossen zu bleiben, immer wieder fragen, ob unser Schulangebot besonderer PrĂ€gung noch in die moderne Zeit paĂt; denn im Zeitalter von Genforschung und Computertechnik sind Latein und Griechisch Ă€uĂerst provokante FĂ€cher.
Erst jĂŒngst im April auf dem KongreĂ des Deutschen Alphilologenverbandes in Bamberg, der unter dem Motto stand „Latein 2000 – SchlĂŒsselqualifikationen durch die Alten Sprachen“, ist deutlich geworden, welche grundlegenden Leistungen diese beiden Fundamentalsprachen der europĂ€ischen Kultur fĂŒr das aktuelle Leben erbringen; an uns Lehrern ist es, ihre bildenden KrĂ€fte in geeigneter Weise fĂŒr den Menschen von heute zu entfalten.
Wenn also einer provozierend fragt, ob eine Schule wie die unsrige, ob Latein- und Griechisch-Lernen noch sinnvoll und zeitgemÀà sei, dann sage ich ihm: Es ist nicht nur sinnvoll, sondern nötiger denn je, in Umsetzung der Erkenntnis:
Wer nicht weiĂ, woher er kommt,
weiĂ nicht, wohin er geht.
Nach der Pensionierung
Seine Pensionierung liegt zwar ĂŒber 20 Jahre zurĂŒck, aber verabschiedet hat sich Dr. Lohe damit nicht vom Goethe-Gymnasium. RegelmĂ€Ăig erschien er bei Schulveranstaltungen und Schulfesten und pflegte bis zuletzt private Kontakte zu ehemaligen Kolleg*innen des Goethe-Gymnasiums.
Besonders die Auftritte der Jazz-Ensembles, bei deren Aufbau er den damaligen Musiklehrer unserer Schule, Herrn Burggaller, maĂgeblich unterstĂŒtzt hat, lagen ihm am Herzen. Das letzte Mal besuchte er die 40. Jazznight im FrĂŒhjahr 2017.
VielfĂ€ltiges Engagement fĂŒr die Alten Sprachen
Neben seiner SchulleitertĂ€tigkeit war Dr. Lohe von 1980 bis 1990 Vorsitzender des Berliner Altphilologenverbandes und bis 1998 des gemeinsamen Landesverbandes Berlin und Brandenburg. Seit 1976 bis 1998 war er auĂerdem Vorsitzender des Beirats fĂŒr Latein bei der Senatsverwaltung fĂŒr Schulwesen.
DarĂŒber hinaus wirkte er auf Bundesebene als langjĂ€hriger stellvertretender Bundesvorsitzender des Deutschen Altphilologenverbandes und war bis zu seinem Tod Ehrenmitglied des Bundesvorstandes.
Die Schulgemeinschaft gedenkt seiner in groĂer Dankbarkeit.
Text- und Bildzusammenstellung: Frau Feyerherm und Frau Dr. Weber
Bildnachweise: Bild 1 aus: Goethe-Gymnasium: Historisches Portrait. Bild 2 aus Jahrbuch 1998/99. Bild 3: private Sammlung. Bild 4: Tagesspiegel vom 06.12.2020. Bild 5: Herr Sauer