Es war Sonntag, der letzte Tag der Reise. Helios schien freudig durch das Fenster und seine Strahlen weckten mich aus meinem Schlaf, auf eine sehr angenehme Art, weitaus besser als das ohrenbetäubende Kreischen des Weckers, der auf dem hölzernen Kleiderschrank neben mir stand. Wir waren noch in Tolo, einem kleinen, idyllischen Fischer – und Touristenort im Osten der Peloponnes. Von unserem Zimmer aus sah man den Pool und hinter ihm das sich weitersteckende, azurblaue Mittelmeer. Der Anblick war wunderschön.
Beim Aufstehen zählte ich zuerst meine Mückenstiche, die sich im Laufe der Zeit angesammelt hatten. Es waren elf Stück. Die Holztür, die das Zimmer vom Nachbarzimmer abgrenzte, bewegte sich und der Türflügel schob sich beiseite. Asuto und Gero traten hervor, um gemeinsam mit Emmanuel und mir zum Fühstück um 7:15 Uhr zu gehen. Das Frühstück fand auf einer Terrasse hinter dem Pool satt, wo bereits mit Tellern und Besteck gedeckte Tische standen. Jetzt hieß es, sich möglichst satt zu essen, da wir uns die folgenden Stunden auf Busfahrt befinden würden. Von unserem Platz konnte man beobachten, wie das Sonnenlicht durch die Wolkendecke über der bergigen Landschaft brach. Nachdem ich genug gegessen und ein paar Brotstücke für die Fahrt eingepackt hatte, bekamen wir die Anweisung der Lehrer, unsere Sachen zu greifen und unsere beiden Busse, die uns auf unserer Peloponnesrundfahrt zur zweiten Heimat geworden waren, zu besteigen.
Heute ging es nach Korinth, der berühmten antiken Stadt am Isthmus, der die Peloponnes mit dem Festland verbindet. Südöstlich der Stadt erhebt sich wie aus dem Nichts ein 574 m hoher Tafelberg mit einer riesigen Burganlage, die einst vom Tyrannen Periander und seinem Vater begründet worden ist – Akrokorinth. Also machten wir uns auf, den Berg zu erklimmen, die „paar Meter in der Sonne“ ließen sich schließlich leicht laufen, scherzte ich mit Freunden. Die Hitze machte dem ein oder anderen jedoch schon zu schaffen, und die Geröllhänge hoch zu laufen, trug sicher auch zur Erschöpfung bei. Oben wurden wir jedoch mit einem phänomenalen Ausblick belohnt. Die Griechen machten sich damals die strategisch vorteilhafte Lage des Ortes zu Nutze. Von oben aus konnten der Isthmus von Korinth und die angrenzenden fruchtbaren Ebenen beobachtet und bewacht werden. Danach stiegen wir den Berg wieder hinab, was selbstverständlich und zur Freude von so manchem leichter war als das Aufsteigen.
Unten angekommen sahen wir uns die Überreste des antiken Korinths an: ein Theater, den Apollon-Tempel mit seinen sieben noch stehenden Säulen und die Agora. Im Süden der Agora gab es eine Stoa, eine längliche Säulenhalle, wo sich früher das Volk tummelte. Auch die Reste eine Rednerbühne sind noch erhalten. Die Lechaion-Straße, die von der Agora nach Norden führt, war vermutlich einst eine Art Einkaufsstraße.
Unsere letzte Station war der Kanal von Korinth mit seinen 80 m steil abfallenden Seitenwänden. Nach dem Schießen vieler Fotos war es jedoch Zeit aufzubrechen – wir wollten heute schließlich noch nach Athen.
Text: Paul Stein, LK Griechisch, 2. Sem. (Schuljahr 2016/17)
Fotos: Frau Dr. Weber (Schuljahr 2016/17)