Cognoscite oracula!

Von zahlreichen (Selbst)erkenntnissen – oder –

Strapazen, die sich lohnen

10. April 2013, 13:30 Uhr.

60 Schüler stehen im Terminal C des Flughafens Tegel. – Naja, fast… Schüler X hat es geschafft, mit eineinhalb Stunden Verspätung anzukommen, nachdem er endlich seinen „Durchfall“ besiegen konnte. Doch wo bleibt „Patrick“? Ach stimmt, der ist ja auf dem Weg nach Griechenland.

Diesmal kamen noch alle ohne Probleme durch die Kontrolle, nach welcher der Kampf um die Sitzplätze im Flugzeug begann. Nachdem die pugna im Flugzeug erfolgreich ausgetragen war, saß jeder neben seinem Wunschpartner und der Flieger hob ab.

Nach einem entspannten Flug mit kühlem Drink in der einen und kleinem Snack in der anderen Hand fuhren wir mit Reisebussen zu unserem „5-Sterne-Hotel“. Dieses Etablissement wurde abends von Transvestiten umringt, was zur allgemeinen Belustigung diente. Überhaupt nicht zum Lachen waren jedoch die Frühstücksbrötchen, die nicht nur wie ein Fußball aussahen, sondern auch genauso schmeckten.

Aufgegessen wurden sie trotzdem, da wir am Abend vor dem Frühstück schon einen kleinen Vorgeschmack auf die anstrengenden Wanderungen, die auf der Fahrt noch auf uns zukommen würden, bekommen hatten. Diese Wanderungen, bei denen es nur wenige Verletzte zu beklagen gab (Anm. d. Red.: es handelte sich bei den „Verletzungen“ im Wesentlichen um kaum sichtbare Blasen an den Füßen), haben sich dennoch sehr gelohnt.

Alle Wege führen nach Rom – aber nicht zum Hotel: Das mussten wir alle jeden Tag am eigenen Leib erfahren, denn die Suche nach dem Hotel gestaltete sich immer wieder aufs Neue schwierig, da Rom eine wunderschöne, einem Labyrinth gleichende Stadt mit vielen verwinkelten Gassen ist.

Hätten wir doch mal auf die Orakelsprüche unserer Fahrtenleiter/innen gehört:

  1. „Nehmt euch den ausgeteilten Stadtplan mit und notiert euch die Hoteladresse!“
  2. „Kauft den aufdringlichen Straßenhändlern nichts ab!“
  3. „Nehmt euch genügend Verpflegung mit!“

Highlights in Rom

Nachdem wir Weisheit Nummer 1 und 2 nicht befolgt hatten, hätte man ja wenigstens die 3. Weisheit befolgen können. Jedoch hatte jeder immer zu wenig dabei. Es mangelte aber nicht nur an Essen und Trinken, sondern auch an Reisetabletten und Pflastern. So mussten wir oft die farmacia aufsuchen. So strapaziös diese Wanderungen jetzt auch klingen mögen, haben sie doch bleibende Eindrücke hinterlassen. Unsere Highlights in Rom waren:

Zum einen das Forum Romanum, das uns schon seit unserer ersten Lateinstunde begleitet. Mit etwas Fantasie kann man sich gut in das Leben von damals hineinversetzen, da vieles noch erhalten ist, das eine besser, das andere schlechter.

Aber auch in den Caracalla-Thermen konnte man sich wie ein alter Römer beim Besuch der Thermen fühlen, denn der Badeablauf wurde gut rekonstruiert und viele Mosaike waren noch intakt.

Auch als Highlights zu nennen sind die Nekropole der Etrusker in Cerveteri sowie der Besuch der Vatikanischen Museen und des Petersdoms. Diese Orte sind uns auch jetzt noch gut in Erinnerung, denn die etruskischen Grabstätten lagen in einer wunderschönen Landschaft und waren sehr gut erhalten und der Vatikan bot mit der Sixtinischen Kapelle und dem Petersdom wunderschöne, prunkvolle Malerei und Architektur.

Zusätzlich konnte man in den Kapitolinischen Museen einen Blick auf einige der bekanntesten Statuen der Welt werfen und gleichzeitig auf dem Kapitolsplatz die historisch modernere Seite Roms entdecken.

Highlights am Golf von Neapel

Nach Rom erwartete uns in Piano di Sorrento, einem Dorf am Golf von Neapel, eine kleine, idyllische Anlage mit einer „Wohnwagenstraße“. Das bellum um die Zimmeraufteilung in den Wohnwagen war sogar noch heftiger als die pugna um die Flugplätze. Jedoch hat sich dieses Problem nach ein paar Minuten erübrigt, da wir von der überwältigenden Fahrt sowohl müde als auch hungrig waren.

Deshalb wurde erst einmal der supermercato geplündert. Und auch in Piano di Sorrento hat sich wieder einer der Orakelsprüche unserer Fahrtenleiter/innen bewahrheitet: „Denkt daran, dass ihr hier in einer kleinen Stadt seid und die zwei Supermärkte nicht mit einem Ansturm von 60 Leuten rechnen.“ Das Einkaufen lief frei nach dem Motto „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“ Dennoch blieben genug Zutaten für das allabendliche Kochen übrig und allgemein herrschte eine sehr entspannte Atmosphäre.

Weitere Ausflüge nach Pompeji, Capri, Amalfi und Paestum haben uns die Fahrt zusätzlich verschönert.

In Pompeji erlebten wir eine Stadt, die dank der Vulkanasche des Vesuvs immer noch in einem beeindruckenden Zustand erhalten ist.

Capri war das Schmuckstück unserer Fahrt: Zwar hat die knapp fünfstündige Wanderung bergauf, bergab uns viel Kraft abverlangt, jedoch haben sich diese Mühen vollkommen rentiert: Eine unglaublich schöne Insel und ein atemberaubender Ausblick, vor allem auf den Vulkan Vesuv und den Golf von Neapel in seiner vollen Pracht. Wir besichtigten die Villa Iovis von Kaiser Tiberius, der sich in dieser Villa einen Ruhe- und zugleich einen politischen Sitz eingerichtet hatte und dafür berüchtigt war, sich dort kaiserlich zu vergnügen.

Orakelspruch Nr. 3 hat sich auch hier auf Capri bewährt: „Nehmt genug Verpflegung mit! Denn das Essen dort ist teuer, wenn nicht fast unbezahlbar!“ Doch Eis und Granita waren noch in unserem Budget und nach der Wanderung eine wohltuende Erfrischung. Das Erfrischungsgetränk Capri-Sonne ist übrigens nach dieser sonnigen Insel benannt.

Paestum, eine griechische Polis, zeigte uns die Schönheit der griechischen Tempel, die hier teilweise prachtvoller sind als im Mutterland des Tempelbaus.

Dann neigte sich unsere Studienfahrt ihrem Ende zu; die letzte Busfahrt führte uns zum Flughafen Neapel, von welchem aus es nach zehn vollen Tagen zurück nach Berlin ging. Aber selbst unsere letzte Fahrt bot eine Tücke: Ein Mitschüler ließ sein Portemonnaie samt Personalausweis im Bus liegen, was ihm am Flughafen einige Probleme bereitete, wobei er, Gott sei Dank, und vorbildlich wie er ist, eine Kopie seines Personalausweises, bei sich hatte. Auch jetzt, im letzten Moment in Italien, entpuppte sich eine weitere Weisheit unserer Fahrtenleiter/innen als hilfreich: „Macht eine Kopie eures Reisedokuments!“

Kurz vor dem Abflug deckten sich noch einige Schüler an der Mozzarella-Bar mit Büffelkäse ein, um im Flugzeug nicht hungern zu müssen. Unser Rückflug wurde abgerundet durch einen faszinierenden Sonnenuntergang.

Alles in Allem, eine Fahrt die in jeder Hinsicht ihren Sinn erfüllt hat!

Text: Alina Fehling, Nataliya Ilina (GK Latein, 2. Semester)
Fotos: Frau Dr. Weber (Schuljahr 2012/13)