Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor?

„Unter allen Völkerschaften haben die Griechen den Traum des Lebens am schönsten geträumt.“ – So formulierte unser Namenspatron Johann Wolfgang v. Goethe den Traum, den wir nun seit der 8. Klassenstufe versuchen zu erfassen.

Seinen Höhepunkt findet dieser Prozess sicherlich nicht in den Abiturprüfungen zu eben diesem Thema, sondern viel eher in der traditionellen Studienfahrt der Altgriechisch-Leistungskurse nach Griechenland. So waren wir es, die – unter Führung unserer Leistungskurslehrerinnen Frau Neuß und Frau Dr. Weber sowie der Begleitlehrer Herrn Köhler und Frau Nüsken – die bisher nur relativ abstrakt erscheinenden Eigentümlichkeiten der Antike konkretisieren und vom 14. bis 30. April 2008 an Ort und Stelle nachvollziehen konnten.

Griechenlandroute 2008

Griechenlandroute 2008

Um ein Fazit dieser Reise vorwegzunehmen, reicht wohl ein sinngemäßes Zitat der zahlreichen deutschen Touristen, die wir auf unserer Rundreise über die Peloponnes, das Festland und die griechische Insellandschaft trafen: „Schade, dass wir nie in den Genuss einer solchen Bildungsfahrt kommen durften.“

An für sich bedarf es keiner weiteren Erklärung der Reise, da dieser Ausspruch im Wesentlichen alles zusammenfasst, was auch unser Eindruck von dieser Reise ist. Um denen, die sich nicht so leicht in unsere Lage versetzen können, einen tieferen Einblick zu gewähren, bedarf es allerdings wohl doch einer weiteren Ausführung:

Wanderung auf Mykonos

Wanderung auf Mykonos

Schon bald bemerkten wir, dass sich diese Fahrt von allen bisherigen unterscheiden sollte. Neben mehreren ausführlichen Referaten, die wir vor Ort zu halten hatten, aber natürlich schon in Deutschland vorbereitet hatten, waren es auch die Stunden des gemeinsamen Übersetzens und des teilweise sehr straffen und anstrengenden Besichtigungs- und Wanderprogramms, die uns die Formulierung aus einem Senatstext für Schülerfahrten „Unterricht an einem anderen Ort“ auf eindrucksvolle Weise näher brachten. So ist der Begriff Bildungsreise bzw. Studienfahrt in vollem Umfang zu verstehen, denn eine solche Bildung, derartig geballt und tief greifend, wie auf dieser Fahrt, werden wir wohl – das stellten einige Schüler schon nach wenigen Tagen fest – niemals wieder in unserem weiteren Leben erfahren.

Delphische Landschaft

Delphische Landschaft

Aber was wären denn Fahrten mit Regeln und Aufsichtspersonen, ohne mit diesen (beiden) in Konflikt zu geraten? Entweder utopisch, oder geheuchelt. Unsere Studienfahrt war keins von beidem. Die üblichen Reibereien zwischen den möglichen Interessensparteien gab es natürlich, aber auch hier bewiesen wir – ohne ein zu großes Lob für uns aussprechen zu wollen –, humanistischen Geist und zumindest einen Teil dessen verstanden zu haben, was wir von den Griechen allemal lernen können: Diplomatie, Rhetorik und zielführende Konfliktbewältigung.

Die möglichen Höhepunkte der Leistungskursfahrt wird wohl jeder Teilnehmer für sich selbst an anderer Stelle setzen, manche würden bestimmt ihren Geburtstag auf der Fahrt dazu zählen, manch andere den […] Besuch der inzwischen pensionierten Alt-Griechisch-Lehrerin […] Frau Dr. Espermann […]. Für einige waren es allerdings auch die scheinbar alltäglichen Reiseerfahrungen, die diese Studienfahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis werden ließen: Wanderungen in der Gebirgslandschaft um Delphi, Klettertouren auf Mykonos oder aber Erkundungstouren über den Dächern von Athen lieferten allesamt beeindruckende und unvergessliche landschaftliche Ansichten, die keine Kamera wirklich festzuhalten vermag.

Nächtlicher Parthenon

Nächtlicher Parthenon

Es scheint Zeit zu sein für ein weiteres, nun allerdings letztendliches Resümee. Hier wieder auf den Traum des Lebens der Griechen einzugehen und diesen zu bestätigen, würde wohl über das Ziel einer für alle Schüler gleichermaßen geltenden Berichterstattung hinausschießen. Allemal beruhigt können wir allerdings rückblickend sein, wenn uns eins der bekanntesten Zitate Goethes einfällt: „Da steh ich nun ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor“. Denn mag Faust auch noch so gelehrt sein, mögen wir auch Toren sein, so wissen wir gewiss, dass dieses Zitat auf keinen von uns zutrifft.

Text (leicht gekürzt): Jörg Schwarzrock, 2. Semester (Schuljahr 2007/08)
Fotos: Frau Dr. Weber (Schuljahr) 2007/08)