Salvete et discite linguam Latinam – Das Fach Latein am Goethe-Gymnasium
Schülerinnen und Schüler, die ab der fünften Klasse Latein am Goethe-Gymnasium lernen, erlernen nicht nur eine Sprache, die Muttersprache vieler europäischer Sprachen ist, sondern sie lernen ebenso, sich des Mediums Sprache bewusst zu werden, darüber zu sprechen und nachzudenken.
In der Öffentlichkeit wird schon seit vielen Jahren immer wieder die Frage diskutiert, welchen praktischen Nutzen es hat, Latein zu lernen. Neben dem unmittelbaren Nutzen der Sprachbewusstheit bzw. des Sprachbewusstseins sind die Spuren der Alten Sprachen in der Nomenklatur vieler moderner Wissenschaften nicht zu übersehen. Auch wenn diese beiden Faktoren auf den ersten Blick nur sekundär erscheinen, ergeben sich aus der Beschäftigung mit Latein (und Altriechisch) viele wichtige nachhaltige Aspekte, die das Erlernen von Latein und Altgriechisch rechtfertigen.
Der Unterricht im Fach Latein erfolgt in drei, aufeinander aufbauenden Phasen:
Klasse 5 – 8: Spracherwerb und Sprachförderung
Im Sprachunterricht der Klassen 5 – 8 erlernen die Schülerinnen und Schüler die Grundlagen der lateinischen Sprache. Ihnen werden in diesen Jahrgangsstufen ein systematischer Grundwortschatz und die wichtigen grammatikalischen Phänomene der lateinischen Sprache vermittelt. Sie erfahren viele Dinge, die in der römischen Antike von Bedeutung gewesen sind und uns auch heute noch betreffen: Familie, Technik, Recht, Massenunterhaltung u.v.m. Vor allem lernen sie, wie Sprache im Allgemeinen funktioniert. Dadurch, dass sie ihr neues Wissen immer wieder mit dem Deutschen, ihren Muttersprachen und den romanischen Sprachen vergleichen, durchschauen sie das System Sprache und können immer wieder feststellen, wo die verschiedenen Sprachen Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufweisen.
Klasse 9 – 10: Erste Originallektüre
Nach der Spracherwerbsphase beginnt in den Klassen 9 – 10 der Literaturunterricht. Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich in dieser Zeit mit den ersten Originallektüren. Der erworbenen lexikalischen Kenntnisse werden durch einen vom Fachbereich erstellten Wortschatz wiederholt und durch ein autorenbezogenes Vokabular (Caesar, Cicero, Ovid) ergänzt. Die grammatikalischen Kenntnisse werden gesichert und nach Anforderung der Lektüre vertieft.
Klasse 11 und 12: Große Fragen, großartige Literatur
„Was ist mit den großen Fragen: Wie und wann hat alles begonnen, wohin gehe ich, wer bin ich, wer sind die anderen, was ist Gesellschaft, was ist die Geschichte, was ist die Zeit, was ist Sprache, was ist Wort, was ist das menschliche Leben, was sind die Gefühle, wer ist der Fremde, was mache ich hier, was sage ich, wenn ich spreche, was denke ich, wenn ich denke, was heißt Bedeutung? (…) was ist mit der Auslegung der Welt?“ (Nicola Gardini: Lob einer nutzlosen Sprache. In: Der Tagesspiegel, 24.12.2017, S. 8).
Nach den ersten sechs Jahren Lateinunterricht haben die Schülerinnen und Schüler beim Übertritt in die Oberstufe bereits das Latinum erworben, das für einige spätere Studiengänge Voraussetzung ist. Warum lohnt es sich dennoch, den Lateinunterricht fortzusetzen? Die erworbenen Kenntnisse in Sprache, Literatur und Kultur werden weiter vertieft und vor allem immer wieder mit der Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler in Beziehung gesetzt. Sie erfahren, wie die Römer in ihrer Zeit und in ihrem kulturellen Umfeld gelebt und gehandelt haben, welche Werte für sie wichtig gewesen sind und welche Antworten sie auf Fragen gefunden haben, die uns auch heute noch beschäftigen, sei es, dass es sich um die gesellschaftliche Stellung von Frauen und Männern handelt, oder um den politischen Umbruch am Ende der ausgehenden Republik. Wie sind die Römer mit ihren sehr persönlichen Gefühlen umgegangen bzw. wie haben sie diese zum Ausdruck gebracht? Und welche Antworten haben die Römer auf die existenziellen Fragen des Menschen gefunden?
Und darüber hinaus?
Interessierte Schülerinnen und Schüler können an verschiedenen Wettbewerben teilnehmen: am Bundeswettbewerb Fremdsprachen oder am Wettbewerb „Lebendige Antike“ (alle zwei Jahre), aber auch an der Winterakademie der Humboldt-Universität, um einen Einblick in das wissenschaftliche Arbeiten zu bekommen. Im zweiten Semester wird eine Studienfahrt nach Italien angeboten: Aus der Theorie wird praktische Anschauung. Und schon unsere Jüngsten haben in Klasse 6 oder 7 die Gelegenheit, auf einer Klassenfahrt den Spuren der römischen Geschichte in unserem Land nachzugehen (Xanten, Köln, Trier).
Weitere Informationen
- Schulinternes Curriculum (Klasse 5 – 12; Stand 2019; inklusive Leistungsbewertung)
- jährliche Verleihung des Henry-C.-Wallich-Preises für herausragende Leistungen in den Alten Sprachen im Abitur
Text: Fachbereich Alte Sprachen (Schuljahr 2018/19)