Der Leistungskurs Kunst von Frau Müller ist am 21. Januar 2022 nach Dessau gefahren, um dort das Bauhaus zu besichtigen. Wir haben uns am Berliner Hauptbahnhof getroffen und sind von dort aus losgefahren. In Dessau angekommen, konnten wir nach kurzer Zeit erste Blicke auf das Bauhaus werfen. Wir liefen unter der Brücke (dem Mittelstück des Bauhauses, in dem die Lehrer und Direktoren ihren Arbeitsplatz hatten) hindurch und bekamen einen Eindruck der Bauweise des Gebäudes.
Der Eingang befindet sich nicht an der Vorderseite des Gebäudes, sondern in einem großen Innenhof, der geradewegs in eine Kelleretage hineinführt. Im Erdgeschoss des heutigen Bauhauses wird man direkt von einem großen Fenster begrüßt (zu der Zeit die größtmögliche Größe). Rechts davon findet sich der Bauhaus-Shop, der Designprodukte zeigt, die von den damaligen StudentInnen selbst entworfen wurden.
Zu Beginn der Führung wurden wir mit der Fassade und dem generellen Aufbau des Bauhauses von außen vertraut gemacht. Wir erfahren, dass viele der Fenster durch Kirchenfenster inspiriert und neu interpretiert wurden, dass die Balkone der Studenten so entworfen wurden, dass das Sonnenlicht diese immer lebendig und in Bewegung hält und dass die große Glasfassade wie ein Vorhang vor den Werkstätten hängt.
Im Anschluss begaben wir uns erneut in das Innere des Hauses. Diesmal allerdings schauten wir uns die Flure des eigentlichen Unterrichtsgebäudes an. Dort wurden uns viele architektonische Ideen vorgestellt, die das Bauhaus prägen. Aufgrund der vielen neuen Dinge, die um 1926 eher unkonventionell waren, gab es auch viele experimentelle Ideen, die nicht ganz so funktionierten, wie man es sich vorgestellt hatte. Ein Beispiel dafür ist eine Baumischung für den Boden. Diese sollte als Schall- und Temperaturisolierung dienen und bestand aus einem konventionellen Baustoff (Estrich) gemischt mit Holzspänen. Der Hall blieb allerdings bestehen.
Von den Klassenräumen aus gingen wir über die Brücke, in denen sich die Lehrerzimmer befinden. Wir warfen einen kurzen Blick in Walther Gropius‘ Arbeitszimmer, welches genau nach seinen Vorlieben und Idealen eingerichtet ist. Sein Schreibtisch steht vor einem schwarzen Hintergrund und Gropius wurde damals von der Decke beschienen, als stünde er im Rampenlicht. Schnell wird klar, dass Gropius sich seiner eigenen Fähigkeiten bewusst war.
Nach dieser Besichtigung ging die Führung weiter und wir fanden uns in den Anfangsräumen wieder. Dieses Mal gingen wir an der linken Seite des großen Fensters vorbei, direkt hinein in die Aula. Die Aula ist ein großer Raum mit speziell angefertigten Sitzreihen. Die Fenster lassen sich mit einem simplen, aber effektiven Mechanismus alle auf einmal sehr einfach öffnen und in ihnen spiegelt sich das Licht der Aula auf einer Seite so wieder, dass man das Gefühl hat, unter der Brücke hingen genau die selben Lichter: die in der Architektur häufig gepriesene Durchdringung von Innen- und Außenraum. Noch heute werden in der Aula Theaterstücke aufgeführt.
Hinter der Bühne der Aula befindet sich die Mensa, welche mit harten Stühlen ausgestattet ist, damit man dort nicht allzu lange verweilt, um sich danach wieder an die Arbeit zu machen. Interessant war auch, dass sich die Esstische gemeinsam mit den Sitzen oben an der Decke farblich widerspiegeln. Des Weiteren lässt sich die ganze Etage öffnen und zu einem riesigen Raum zusammenführen.
Von der Mensa aus gibt es einen schnellen Weg zu den Studierenden-Wohnungen. Diese waren für damalige Zeiten recht groß und allesamt Einzelzimmer mit einem Balkon. Die Bauweise der Studierendenheime ist auch gleichzeitig Walther Gropius‘ ́Lösung, um schnell billigen Wohnraum zu schaffen. Das Bauhaus wurde von der Stadt Dessau finanziell unterstützt, unter der Bedingung, dass Gropius innerhalb der Stadt Wohnräume baut (die Siedlung Törten).
Als nächstes machten wir uns auf den Weg zu den Meisterhäusern. Diese waren als Wohnstätten der Lehrer, abseits der Schule gedacht, auch um den Studenten den Unterschied zwischen ihnen und den Lehrkräften zu verdeutlichen. Insgesamt gibt es vier Meisterhäuser, von denen wir drei besichtigten. Von außen wurde schon deutlich, dass die Häuser sich nicht mehr in ihrem Originalzustand befinden, denn die Fenster wurden teilweise abgedeckt, so dass man nicht nach innen schauen konnte. Einige Meisterhäuser wurden durch den Krieg stark beschädigt. Das erste Haus, das wir betraten, wird heute für Ausstellungen genutzt. Uns fiel sofort auf, dass die Decken sehr niedrig sind und dass das Haus im Vergleich zur Außenansicht viel kleiner und enger wirkt. Als wir in das zweite Meisterhaus gingen, wurde dieser Eindruck verstärkt. Hier gibt es keine Ausstellungen, sondern eine Rekonstruktion von Wassilly Kandinskys Einrichtung. Der vorhin genannte Eindruck der Enge entsteht, weil wirklich jeder Raum eine eigene zugeteilte Funktion besitzt. Das heißt, dass das Esszimmer nur zum Essen verwendet wird und die Küche nur zum Kochen da ist. Jedes Meisterhaus besitzt eine Fläche von über 200 Quadratmetern. Interessant war, dass die Meisterhäuser auch den Studierenden für Arbeitsbesprechungen oder Ähnliches offen standen.
Wir haben wirklich vieles mitgenommen und mithilfe der Führung realisiert, was sich durch eine experimentierfreudige und mutige Architektur alles realisieren lässt.
Text und Fotos: Havin Baba, Finnegan Jeßulat, Q2 (Schuljahr 2021/22)