Seit dem Schuljahr 2009/10 wird das Fach Geography in einem dreistündigen bilingualen Modul, das über fünf Wochen läuft, in den 9. Klassen des Goethe-Gymnasiums unterrichtet. Damit bieten wir, neben dem bei uns interdisziplinär angelegten Fach Classical Civilization, dessen Inhalte primär geisteswissenschaftlich geprägt sind, ein Fach an, das sowohl sozial- als auch naturwissenschaftliche Anteile hat. Dadurch wird es den Schülerinnen und Schülern insgesamt möglich, auf der Grundlage der Arbeitssprache Englisch exemplarisch Einblicke in sehr verschiedene Disziplinen zu erhalten.
Im Gegensatz zum Fach Classical Civilization, mit dem wir in Deutschland Neuland betreten, sind wir mit dem Fach Geography in der glücklichen Lage, auf viele Erfahrungen und Unterrichtsmaterialen (z.B. bilinguale Arbeitsbücher, Arbeitsblätter oder Filme) zurückgreifen zu können.
Die deutschsprachige Geografie wird normalerweise zweistündig unterrichtet; für das bilinguale Modul erhält das Fach Geography die dritte Stunde vom Englischunterricht, der für diesen Zeitraum nur zweistündig erteilt wird. Insgesamt soll es für die Schülerinnen und Schüler in den Klassen 9 und 10 durch die Einführung der Module zu keinen zusätzlichen Stunden kommen.
Die Geografie bietet sich geradezu als Einstiegsfach in den bilingualen Sachfachunterricht an, da es schon im Englischunterricht sehr viele landeskundliche Bezüge gibt, die im Sachfachunterricht aufgegriffen werden können. Zudem sind die Lerninhalte im Fach Geografie der Mittelstufe häufig sehr konkret und anschaulich.
Im Rahmenlehrplan Geografie lautet ein Themenfeld in der Jahrgangsstufe 9 „Amerika – Kontinent der Gegensätze“. Das Englischlehrbuch der Klasse 8 behandelt schwerpunktmäßig Themen aus dem US-amerikanischen Raum, sodass es als Sprungbrett benutzt werden kann für ein bilinguales Modul in Klasse 9.
Sowohl die physisch-geografischen Themen (Oberflächenformen, Klima und Vegetation der USA) als auch die anthropogeografischen Lerninhalte (Landwirtschaft, Industrie und/oder die US-amerikanische Stadt) wurden so ausgewählt, dass sie sich für einen kompetenzorientierten Unterricht anbieten. Diese im englischsprachigen Geografie-Unterricht erworbenen Kompetenzen, zu welchen das Auswerten von Diagrammen, Karten und englischsprachigem Filmmaterial genauso gehören wie das Zeichnen und Beschreiben von Profilen und von Skizzen, sind auch auf andere Fächer übertagbar, sei es zum Beispiel die Physik oder auch den Englischunterricht.
Die Schülerinnen und Schüler werden ihre Lernfortschritte mit Hilfe eines Portfolios reflektieren und dokumentieren. Natürlich sollen ihre Leistung auch anerkannt werden. Die Teilnahme an den Modulen wird ihnen auf dem Zeugnis vermerkt. Die im bilingualen Modul im Fach Geography erzielten Leistungen gehen anteilmäßig in die Halbjahresnote des Faches Geografie ein, wobei ausschließlich die fachlichen und nicht die sprachlichen Ergebnisse bewertet werden.
Mit der Einführung bilingualer Module am Goethe-Gymnasium sollen die Schülerinnen und Schüler nicht nur ihre fremdsprachlichen und fachlichen Kompetenzen erweitern. Es geht insbesondere darum, sie erfahren zu lassen, dass sich die Welt nicht einfach in verschiedene, oftmals voneinander isoliert erscheinende Bereiche trennen lässt, wie es die auf den Fachunterricht ausgerichtete Schule häufig suggeriert. Gerade die bilingualen Module Geography und Classical Civilzation sollen den Schülerinnen und Schülern helfen, diese Grenzen zu überschreiten, die Welt multiperspektiv zu erfahren, ihre interkulturelle Kompetenz zu erweitern und sie so auf die Herausforderungen unserer immer komplexer werdenden Welt vorbereiten. Das Sprichwort „When in Rome do as the Romans do“ wird sich so für sie auch mit Bedeutung füllen.
Text: Lothar Schmitt, Fachbereichsleiter Moderne Sprachen (Schuljahr 2008/09; aktualisiert 2017/18)