Tiros Erben

Die AG Kurzschrift am Goethe-Gymnasium

Stenografie kennen manche Menschen ja noch als dunkle Erinnerung ihrer Kindheit oder aus den Geschichten der Eltern und Großeltern. Eigenartige Kringel und Linien, die sich beim besten Willen nicht interpretieren lassen. Ist das Stenografie?

Eigentlich muss man sagen: ja. Die normale Alltagsschrift (oder im Stenografie-Jargon: Langschrift) ist nicht mit der Stenografie vergleichbar. Es werden statt einzelner Buchstaben meist sogenannte Kürzel und Silbenzeichen verwendet. Ein Kürzel ist ein ganz spezielles Zeichen, das für häufig benutzte Wörter wie „und“ verwendet wird.

Das spart eine Menge Zeit. Ein geübter Stenograph schreibt so dreimal schneller, als jemand, der in Langschrift schreibt. Und selbst da gibt es noch Veränderungen: So gibt es mehrere Formen von Stenografie, wie die Verkehrsschrift, die Eilschrift und die Redeschrift, mit der man schneller schreiben, als sprechen kann. Aber warum bzw. wo braucht man heutzutage noch Stenografie?

Erstaunlicherweise wird Stenografie besonders an einem Ort geschätzt, an dem man sie eigentlich nicht erwartet hätte: im Bundestag. Die dortigen Bundestagsstenographen protokollieren jede Sitzung und fertigen danach eine „Übersetzung“ in Langschrift an. Die Antwort auf die Frage, warum ein Stenogramm (und somit die Stenografie) so wichtig ist, gibt uns Frau Dr. Bärbel Heising vom Stenografischen Dienst im Bundestag:

„Das Besondere am Plenarprotokoll ist, dass es eben das Sitzungsgeschehen umfassend und komplett abbildet, mit allen Zurufen, mit allem Beifall, was ein Video so nicht kann.“ (Quelle: Bundestagsvideo „Plenarprotokoll: Umfassende Abbildung des Plenargeschehens“)

Und zu guter Letzt muss man noch anmerken, dass wir als altsprachliche Schule förmlich dazu verpflichtet sind, Stenografie lehren zu lassen, denn die Erfindung der Stenografie stammt von einem Römer: Tiro, der Sklave des berühmten Redners Marcus Tullius Cicero erfand die Kurzschrift, um seinem Herren ein besserer Sekretär zu sein. Über die Jahrhunderte wurde die Stenografie noch ausgeweitet und verbessert, aber das Fundament dafür goss er! Und deshalb sagen wir heute:

Text: Kilian Scheffold, Klasse 8a (Schuljahr 2019/20)