Die Studienfahrt ist jedes Jahr das großes Highlight eines jeden Elftklässlers, auf das man sich schon in den unteren Klassenstufen freut. Viele sagen sogar, dass es zu den besten Erlebnissen der ganzen Schulzeit zählt.
Auch dieses Jahr war die Studienfahrt wieder ein voller Erfolg. Normalerweise hat man die Möglichkeit, sich zwischen zwei Zielen für die Studienfahrt zu entscheiden: Italien mit Rom und Umgebung und Griechenland mit einer Rundreise über die Peloponnes. Die Besonderheit unserer diesjährigen Fahrt war jedoch, dass sich fast alle eine Fahrt nach Griechenland gewünscht haben, die zwar als anstrengender, aber dafür als vielfältiger gilt, sodass zum ersten Mal der komplette Jahrgang die gleiche Reise unternahm.
Im Folgenden wollen wir auf unseren persönlichen Lieblingsteil, die Wanderungen, eingehen:
Die Route bestand aus vier Nächten Athen, Delphi, Olympia, Pylos, drei Nächten Tolo und zum Abschluss nochmal einer Nacht in Athen. Das wichtigste dabei waren unsere Füße und Schuhe, da wir praktisch alles zu Fuß erkundet haben. Neben der Erforschung der Stadt Athen zählten da besonders auch viele Wanderungen dazu. So gab es schon in Athen eine freiwillige Wanderung auf den Lykabettos, der mit knapp 280m der höchste Hügel der Stadt ist. Von dort aus konnte man das weiße Meer der Häuser in der letzten Sonne glitzern sehen, ein besonders schöner Anblick.
Die nächste Wanderung war dann in Delphi im Parnassgebirge. Nach einem steilen Aufstieg konnte man auf Teile des Apollonheiligtums, der Orakelstätte von Delphi, und das Heiligtum der Athena Pronaia blicken. Oben angelangt bescherte uns die abendliche Stunde wunderschönes Licht und wir wurden mit einem tollen Ausblick auf den Golf von Itea belohnt. Die Landschaft mit den Blumen und den sonnenbeschienenen Tälern war atemberaubend. Teilweise erschnupperten wir den Thymiandurft am Wegesrand. Obwohl diese Quälerei ebenfalls freiwillig war, haben sich über 30 Schüler dazu entschlossen; nach den Angaben der Lehrer war die Gruppe noch nie so groß gewesen.
Die nächste Fußanstrengung konnten wir dann in Pylos erleben: Von der Voidokiliabucht, der angeblich schönsten Bucht der ganzen Peloponnes mit weißem Sandstrand und strahlend blauem Wasser, über die riesige Grotte des Königs Nestor, der dort der Legende nach seine Rinder gehalten haben soll, bis zur verfallenen, zugewucherten Festung Paleo Kastro ganz oben auf dem Berg. Das Herumklettern auf den halbeingestürzten Festungsmauern hat zwar unseren Lehrern fast einen Herzinfarkt verursacht, uns Schülern aber einen großen abenteuerhaften Kletterspaß beschert.
Das Wetter hat uns glücklicherweise auch die ganzen zehn Tage über zugespielt. Jeden Tag Sonne mit griechischen Frühlingstemperaturen von 20 bis 25 Grad. Diese griechische Sonne hat uns natürlich bei den Wanderungen auch immer in den Nacken geschienen, wie beispielsweise bei unserer zweistündigen Wanderung durch Olivenhaine vom Heraion in Argos bis zur Burg von Mykene. Doch von motivierenden Lehrerweisheiten wie „Mittagssonne ist nur ein Gefühl“ haben wir uns nicht aus der Ruhe bringen lassen und es alle mit wenigen, zu vernachlässigenden Blessuren erfolgreich bis ans Ziel geschafft. Die Wanderung nach Mykene war einzige weitgehend ebenerdige Wanderung und der Weg zog sich durch Olivenhaine, Orangen- und Artischockenplantagen. Auch ein kleines Dorf haben wir durchquert, aber die meiste Zeit waren wir umgeben von der zwar etwas kargen und wilden, aber auch schönen griechischen Flachlandschaft. Es war sehr trocken, die einzigen wilden Pflanzen, die es dort gab, waren kleinere Bäume und Sträucher. Es grenzt für mich an ein Wunder, dass es den Menschen schon seit über zwei Jahrtausenden gelingt, hier ihre Nahrung anzubauen und überhaupt etwas ernten zu können.
Sogar die Festungen Palamidi mit ihren acht Bastionen in Nafplio und Akrokorinth mit ihren drei Befestigungsringen bei Korinth wurde von den meisten bis an die windige Spitze bestiegen. Für alle Mutigen gab es in Nafplio die Möglichkeit, den Burgberg über eine 1000-stufige Treppe zu besteigen. Nach genauer Zählung stellten wir aber fest, dass es nur 943 Treppenstufen bis nach oben waren. Der Ausblick auf die Stadt und die Bucht von Nafplio und das strahlend blaue Meer war aber jede dieser Treppenstufen wert. Auch diese Wanderung in eher städtischer Atmosphäre hatte ihren Reiz.
Das Erklimmen des Akrokorinth stellte ebenfalls einen wahren Höhepunkt und schönen Abschluss unserer Reise dar. Noch einmal konnten wir überblicken, wo wir die letzten zehn Tage verbracht hatten und uns von Griechenland verabschieden.
So haben wir unsere Füße zwar jeden Tag mächtig strapaziert (in Athen sogar bei Tagestouren von bis zu zwölf Stunden), aber auf die Frage, ob sich diese Qualen gelohnt haben, wird es wohl nur eine gemeinsame Antwort geben: πάντως – auf jeden Fall!
Text: Luisa Pelzer, LK Griechisch, 2. Sem., und Antonia Sack, GK Griechisch, 2. Sem. (Schuljahr 2016/17)
Fotos: Frau Dr. Weber (Schuljahr 2016/17)