Ein Tagesausflug auf Sizilien
Nachdem wir die erste Nacht in unseren Campingwagen bzw. in den sogenannten „Appartements“ verbracht hatten, frühstückten wir um 7.30 Uhr ausgiebigst in dem Restaurant des Campingplatzes „Jonio“. Verschlafene Gesichter begegneten uns, aber die Sonne und ein strahlender Himmel versprachen uns einen wundervollen Tag mit gutem Wetter. Nach dem Frühstück trafen sich einige von uns noch an den Kippen. Die wilde Brandung war atemberaubend. Schäumende Wogen klatschten krachend gegen den Fels aus dunklem Vulkangestein und das Salzwasser spritzte beinahe haushoch zu uns empor.
Besteigung des Ätna
Solch einen Anblick hätten wir gern noch länger genossen, aber um Punkt 8.30 Uhr war unsere Busfahrt angesetzt, und nachdem sich unser gesamter Trupp im schon aufgewärmten Bus versammelt hatte, fuhr uns der Busfahrer zum Ätna. Zunächst verlief die Fahrt äußerst angenehm und viele gönnten sich einen kurzen, aber tiefen Schlaf. Andere bereiteten sich auf ihre Referate vor. Nach einer guten Stunde erreichten wir eine Serpentinenstraße und der Bus erklomm steiles Gelände, das uns zum Ätna führern sollte. Endlich hatte er den Parkplatz erreicht und uns bot sich eine wundersame Kulisse: Nebliger Dunst umhüllte die Szene in sanfter Stille und das Vulkangestein war teilweise von dahinschmelzenden Schneeflecken bedeckt.
Nach einer Toilettenpause erstiegen wir in kleinen Gruppen den Ätna. Viele gaben schon nach wenigen Metern auf, da der Aufstieg steil und beschwerlich war. Unsere Tritte lösten kleine Erdrutsche aus. So blieb ein großer Teil unserer Gruppe zurück und die übrigen setzten den mühsamen Aufstieg weiter fort. Wir gingen einen schmalen Pfad auf dem Nebenkrater des Ätna entlang, zu dessen Seiten hin der Abgrund schaudernd steil abfiel und uns in eine dunkle Tiefe starren ließ. Die hier herrschende Kälte und der uns umhüllende Nebel erleichterten uns die körperlichen Anstrengungen. Nach einer guten Stunde kehrten wir fröhlich zum Bus zurück. Niemandem war etwas zugestoßen, und bald nahmen wir unserer Busfahrt wieder auf.
Badevergnügen in der Alcantara-Schlucht
Schließlich gelangten wir zur Alcantara-Schlucht. Lange, nicht endend wollende Treppen führten uns zu der Schlucht hinab. Ein reißender Strom schlängelte sich durch die Schlucht und riesige Felsen umgaben ihn mit ihren dunklen Schatten. Ein Kieselweg führte entlang des Gewässers und die gleißenden Strahlen der Sonne brannten heiß auf uns herab, so dass uns das aufgewühlte Wasser Kühlung versprach.
Hier machten wir eine Pause. Einige von uns nutzten sie zu einem ausgiebigen Bad in Fluss und verschwanden in ungeahnte Tiefen bis hinter die hoch aufragenden Felsen. Andere legten ein ausgiebiges Sonnenbad ein und genossen die Stille der idyllischen Natur. Wieder andere machten sich auf Krötenjagd und tummelten sich in sumpfigem Gewässer. Jeder Schritt ließ eine Schlammwolke entstehen und das klare Wasser trübte sich. Die Kröten nutzten diese Gelegenheit, ungehindert zu verschwinden und sich hinter schützenden Steinen zu verkriechen. Auch Steinchen schleudern und kleine Staudämme bauen, das war ein Erlebnis mancher in der Alcantara-Schlucht. Ein verspielter Hund streunte umher und manch einer schreckte nicht davor zurück, mit ihm zu tollen und sich von ihm anspringen zu lassen. Nach diesen Erlebnissen riefen die Lehrer zum Aufbruch und unser Trupp setzte sich schwerfällig in Bewegung.
Kultur in Taormina
Nach einer sich scheinbar ins Unendliche ausdehnenden Busfahrt erreichten wir Taormina, das allseits beliebte Ferienörtchen an der Ostküste Siziliens, voller aufgeregter Touristen. Unsere Gruppe teilte sich in die zwei bestehenden Kurse mit je zwei Lehrern auf und Lea führte unsere Gruppe durch das traumhafte Städtchen.
Taormina ist eine durch die Sikuler um 800 v. Chr. gegründete Stadt, die im 4. Jhdt. v. Chr. von den Griechen eingenommen, im 2. Jhdt. v. Chr. römisch wurde und um 900 n.Chr. von den Arabern neu gegründet wurde. Unter normannischer Herrschaft erlebte Taormina Anfang des 11. Jhdts. eine neue Blütezeit.
Zunächst hielten wir uns in einem Odeion aus römischer Kaiserzeit auf, das einst Musikaufführungen diente. Darauf gelangten wir zur Hauptsehenswürdigkeit Taorminas: Massen unzähliger Touristen schlängelten sich uns durch die engen Gässchen zum „teatro Greco“ entgegen. Dieses wurde unter hellenistischem Einfluss erbaut und während der römischen Kaiserzeit umgebaut.
Eine großartige Kulisse bietet sich hier: Im Hintergrund ist das Meer zu erkennen, in der Ferne zeigt sich der nun sanft erscheinende Vulkankegel des Ätna.
Weiter führt uns die Stadtbesichtigung durch schmale Gassen hin zum Mittelpunkt städtischen Lebens: Die Piazza 9 Aprile wird von einer gotischen Kirche sowie einer Barockkirche umgegeben und ermöglicht uns den freien Blick aufs Meer. Schließlich besuchen wir noch den Domplatz mit dem von den Staufern begründeten Dom und einem berühmten Barockbrunnen.
Leider müssen wir nach einer kurzen Eispause auch schon wieder zum Bus, obwohl es wirklich lohnenswert gewesen wäre, sich an diesem Ort länger aufzuhalten. Etwa um 18.00 Uhr bringt uns der Bus wieder zurück nach Catania, zu unserem Campingplatz, wo wir kurz vor dem Abendessen ankommen. Für einen schnellen Gang in den nahe gelegenen Supermarkt reicht die Zeit noch aus.
Nach einem so anstrengenden Tagesprogramm mundet das gereichte Essen ganz vorzüglich und später versammeln sich einige von uns noch – wie gewohnt – am Meer, an den Klippen. Die tosende Brandung ist ohrenbetäubend, aber wundervoll anzusehen in der nächtlichen Dunkelheit. Bei sternenklarem Himmel unterhalten wir uns noch auf dem Campingplatz bis tief in die Nacht. Die Stille umgibt uns dabei so zauberhaft, dass wir ganz gefangen sind von diesem unvergesslichen Szenario idyllischer Natur.
Und der nächste Tag beginnt …
Text: Lea Kochendörfer, 2. Semester (Schuljahr 2003/04)